Für die einen ist es ein Kraftort, für die anderen schlicht das Lokal mit dem besten Sonntagsbrunch im ganzen Alpenraum: das «Kaffee Klatsch». Wir haben die Inhaberin Svea Meyer in Chur zum Frühstück getroffen.

Die schwere Holztür öffnet sich automatisch und ich stehe mitten im Gewusel, das hier nicht nur sonntags, sondern praktisch jeden Tag herrscht. Diesen hohen Raum mit dem bunt zusammengewürfelten Mobiliar stufe ich sofort ein in die «Hier­-fühle-­ich-­mich­-extrem-wohl­Kategorie». Einer der schwarz gekleideten Mitarbeiter heisst mich willkommen und stellt sich vor: Servio Martins, Filialleiter. Nur einen Augenblick später stösst die Gründerin und Inhaberin dazu. Svea Meyer hat vor zwanzig Jahren in Davos das erste «Kaffee Klatsch» eröffnet. Svea setzt sich mit mir an einen Tisch und erzählt, wie sie von der Marketingabteilung eines Grosskonzerns zu ihrem eigenen Café fand.

«Als ich für meine Arbeit nach Wien umzog, lernte ich die berühmte Kaffeehaus-Kultur kennen», beginnt sie. Der berufliche Druck sei damals hoch gewesen. Im Kaffeehaus schöpfte sie neue Energie. «Diese Kaffeehäuser hatten etwas Museales und strahlten gleichzeitig eine ungemeine Wärme aus. Die hat mich aufgefangen. Hier konnte ich mich mit einem Buch und einem guten Kaffee erholen. Und auf einmal erkannte ich die Lösung für mich selbst. Wenn ich in der Schweiz einen solchen Ort schaffte, täte das bestimmt nicht nur mir, sondern auch anderen Menschen gut.» Wenig später lernte sie ihren Geschäftspartner Orlando Caeiro Fernando kennen. 
 

Kaffee Klatsch  Team Svea Meyer und Servio Martins
Ein gutes Team: Svea Meyer und Servio Martins

Von der Kaffee- zur Menükarte 

Geplant war ursprünglich ein Angebotsmix von 80 Prozent Kaffee und 20 Prozent überwiegend vegetarischem Essen. «Damals wie heute bin ich überzeugt, dass man zwei Drittel planen kann und für das dritte Drittel offen sein muss. Sonst ist man nicht im Fluss und zerbricht», sinniert die passionierte Gastronomin. Svea und Orlando legten ihren Fokus auf Gesundes und Regionales. «Seit Beginn fügen wir unserem Birchermüesli oder unseren Fruchtsäften keinen Zucker hinzu. Und wir widmeten uns schon vor zwanzig Jahren dem Thema Allergien. Damit machten wir uns einen Namen und unser Angebot fand viele Fans.»


Seit Beginn arbeitet Svea mit den gleichen Bauern zusammen. «Wir haben in Davos und Chur unterschiedliche Partner, weil uns sonst gewisse Wege bereits zu lang wären. Hier haben wir Churer Milch, in Davos beziehen wir sie von der örtlichen Molkerei. Wir haben auch in jeder Filiale eine Backstube, so müssen wir die Backwaren nicht hin und her schieben.» Und wie kalkuliert sie? Sie antwortet: «Natürlich muss ich mich fragen, was mir dieser Speck aus dem Prättigau wert ist, wenn ich auch einen zum halben Preis einkaufen könnte. Wir müssen wirtschaftlich handeln, aber nicht um jeden Preis. Das zeigt sich auch bei unserem Sonntagsbrunch. Ein solcher Brunch hat mit Feiern zu tun. Darum sollen ihn sich möglichst viele Leute leisten können.»

Man kann nur zwei Drittel planen.

Svea Meyer

Inhaberin

Kaffee Klatsch mit Gaesten
Zum Betrieb

Kaffee Klatsch

Gäuggelistrasse 1
7000 Chur

Filialen: Davos (2), Klosters (2), Chur, Rapperswil, Brig, Zürich Enge (Eröffnung: 2026)

Geschäftsleitung: Svea Meyer und Orlando Caeiro Fernando

Logo: Das alte Logo zeigt die ursprüngliche Bedeutung eines Kaffeehauses für Svea  Meyer: Energie tanken mit einem guten Buch und feinem Kaffee

Frühstück: Das beliebteste: ein Kaffee mit Gipfeli, Brioche oder einer Zimtrolle. Das umfangreichste: grosser Sonntagsbrunch für CHF 45.–: Cappuccino in drei Grössen, Heidi Latte mit Honig und Haferflocken

kaffeeklatsch.swiss

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Zmorge kompensiert «Zoom»

In Sveas Adern fliesst schwedisches und finnisches Blut. Welche Unterschiede stellt sie bei der Frühstückskultur fest? «Ich beobachte, dass das Frühstück unter Arbeitskollegen und -­kolleginnen auch in der Schweiz populärer wird. So kommt zum Beispiel das Team vom Kantonsgericht regelmässig zum ‹Power­Zmorge› vorbei. Darum gibt es bei uns auch jeden Tag ein umfangreiches Frühstücksangebot.» Svea holt aus: «Ich eröffnete ein Café, weil ich Menschen mag und ich überzeugt bin, dass ich mit einem solchen Ort etwas zu einem gesunden Austausch und einer für unsere Gesellschaft so wichtigen Durchmischung beitragen kann. Die ‹Zoom›-­Meetings liessen die spontanen Plaudereien an der Kaffeemaschine verschwinden. Gerade dort entstehen doch die besten Ideen – wenn wir Gastronomen und Gastronominnen dazu beitragen können, dass sich die Leute treffen, austauschen und, ja, sich vielleicht auch mal über den aktuellen Klatsch austauschen, tun wir Gutes», meint Svea schmunzelnd. 

Servio serviert mir einen fantastischen Pancake. Er hat grad eine Minute und setzt sich kurz zu mir. Der gebürtige Portugiese hat 2019, wenige Monate nach der Eröffnung, die Filialleitung übernommen. «Und dann kam Covid … Dass es schwierig war, wissen wir alle, aber für mich zählten damals vor allem die herzlichen Begegnungen mit den Leuten, die einen Take-­away­Kaffee holten, um mir kurz Hallo zu sagen. Es gibt hier keine ‹Wand› zwischen den Gästen und uns Mitarbeitenden. Das tut sehr gut.» Sagt’s und begrüsst die nächsten Gäste. 

Hier gibt es keine ‹Wand› zwischen Mitarbeitenden und Gästen.

Servio Mathis

Filialleiter

Vegan war gestern

Svea fragt mich, ob ich nicht noch ein Müesli möchte, sie hätten auch eines ohne tierische Produkte. Mir fällt auf, dass sie schon vorher immer vom Angebot «ohne tierische Produkte» sprach. Ich frage nach. «Vegan» sei inzwischen ein «Killer». Warum, könne sie sich zwar auch nicht erklären, aber seit sie stattdessen auf den Hinweis «ohne tierische Produkte» setze, verkauften sich die Sachen besser. Ich lehne das Müesli dennoch ab. Ich bin mehr als satt und bedanke mich bei Svea und Servio für ihre herzliche Gastfreundschaft. Ich freue mich darauf, wenn mich nicht mehr zwei Stunden, sondern nur noch zwanzig Minuten Zugfahrt vom nächsten «Kaffee Klatsch» trennen. 2026 soll nämlich auch eines in Zürich seine Tore öffnen …

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Sara Hübscher

Autorin

Ob Rezept oder Rechtschreibung – nachschlagen verfeinert.

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